Von Mini-Pferden und Schildkröten, die beim Sex ertranken: Der
Bildband "Messel. Ein fossiles Tropenökosystem" ist mitten aus dem
Leben des Eozäns gegriffen
Ein außerordentlich heißer Sommer ist gerade zu Ende gegangen – und er
war nichts im Vergleich zu den Verhältnissen, die hierzulande vor 48
Millionen Jahren herrschten. Damals war Mitteleuropa noch ein Archipel
von Inseln, die von Dschungel bedeckt waren. Bei Temperaturen, die
auch im tiefsten Winter nie unter zehn Grad sanken, wimmelte es darin
von Pflanzen, Insekten und Reptilien, deren Verwandte man heute nur
noch in den Tropen findet.
Fremde Heimat
Die Säugetiere jener Zeit hätten uns seltsam angemutet – und waren im
Schnitt recht klein. Im Schatten der Palmen und Baumriesen huschten
nicht nur verschiedene Arten von Urpferden in Hundegröße herum. Da
wären einem auch zwei zierliche Tiere mit langem Schwanz und
Stelzenbeinen entgegengetrippelt: Eines davon ein früher Paarhufer
(Messelobunodon), das andere ein Igel, der Fische fraß (Macrocanion
tupaiodon) – größenmäßig lag zwischen diesen heute so
unterschiedlichen Tiergruppen damals noch wenig Unterschied.
Mit keinem heute noch lebenden Säuger war das seinerzeit weit
verbreitete Leptictidium verwandt, das wie die Miniaturausgabe eines
Kängurus mit Rüssel durch Europa hüpfte. Und sich dabei vor Boas und
allen Arten von Krokodilen in Acht nehmen musste, die den
fragmentierten Kontinent bevölkerten – darunter auch Krokodile, die an
Land lebten und auf "Hufen" liefen.
Ein neues Buch stellt uns diese fremde Welt mit all ihren Bewohnern
nun im bislang umfassendsten Überblick vor. Für den Band "Messel. Ein
fossiles Tropenökosystem" haben die Herausgeber vom
Senckenberg-Forschungsinstitut 28 Wissenschafter versammelt, die uns
eine der wichtigsten Fossilienfundstätten der Welt vorstellen. Die
Grube Messel in Hessen ist in einem Atemzug mit dem Burgess-Schiefer,
den Teergruben von La Brea und den Ediacara Hills zu nennen: All diese
Orte sind Fenster in versunkene Erdzeitalter und liefern so viele
Fossilien, dass man die damaligen Lebenswelten rekonstruieren kann.
In Messel wurde dies dadurch ermöglicht, dass der Wald um einen
ehemaligen Vulkankrater wuchs, der sich mit Wasser gefüllt
hatte. Lebensfreundliche Bedingungen bot dieser sogenannte Maarsee nur
in seinen obersten Schichten. Was – aus welchen Gründen auch immer –
durch sie hindurchsank, wurde im toten Wasser darunter nicht zersetzt,
dafür aber unter herabrieselndem Sediment begraben und so für die
Ewigkeit konserviert. Die sich daraus bildenden Schichten aus
Ölschiefer wurden seit dem 19. Jahrhundert aus kommerziellen Gründen
abgebaut – seit den 1970er Jahren jedoch nur noch wegen der darin
enthaltenen Fossilien. Und die sind spektakulär gut erhalten.
Man staunt über eine Racke, die mitsamt flauschigem Gefieder und
Federhaube so vollständig wirkt, als wäre es die Tuscheskizze eines
heute lebenden Vogels statt ein 48 Millionen Jahre altes Fossil. Über
dank Mikrotomografie möglich gewordene Detailansichten wie das
Innenohr einer Fledermaus. Oder über Insekten, die durch
Nanostrukturen auf ihrem Panzer heute noch in denselben Farben
schillern wie damals. In Sachen Bebilderung würde man sich als Laie
vielleicht noch ein paar mehr Zeichnungen mit Lebendrekonstruktionen
der Tiere wünschen. Es ist aber nachvollziehbar, warum die Herausgeber
in erster Linie Fotos der Fossilien für sich selbst sprechen lassen
wollten. Insgesamt sind es fast 400 Abbildungen.
"Mitten aus dem Leben gegriffen" seien die Bilder, heißt es an einer
Stelle, und das ist keine Übertreibung. Das Leben – etwa eine
trächtige Stute der Pferdeart Eurohippus messelensis – wurde auf den
"Schiefer-Schnappschüssen" ebenso festgehalten wie die zahlreichen
Gesichter des Todes. Langgestreckte Körper eines Vogels und eines
Raubtiers mit angelegten Gliedmaßen hatten ihre stromlinienförmige
Haltung laut den Forschern aus einem ganz besonderen Grund angenommen:
Sie waren von Riesenschlangen verschluckt und dann aus unbekanntem
Grund wieder herausgewürgt worden.
Mageninhalte, die viel über die damaligen Nahrungsketten verraten,
bekommen wir eine Menge zu sehen. Eine Sonderstellung nimmt dabei ein,
was im Buch als "Matroschka" bezeichnet wird: das Fossil einer
Schlange, die eine Echse gefressen hat, welche ihrerseits noch ein
Insekt im Magen trägt. Der skurrilste Fall von "aus dem Leben
gegriffen" dürfte aber wohl eine ganze Reihe von Schildkrötenfossilien
sein, die paarweise konserviert wurden – in
Kopulationsstellung. Offenbar sanken die ineinander verhakten Tiere im
Liebestaumel in giftige Wasserschichten ab und erlebten mit dem
kleinen auch den großen Tod.
Der Band richtet sich gleichermaßen an ein Fachpublikum wie an
paläontologisch interessierte Laien – und diesen Spagat merkt man
auch. Für Fachleute liegt der Reiz sicher im hohen Grad an
Vollständigkeit, zu dem die in Messel gefundenen Spezies vorgestellt
werden. Es sind gewissermaßen serielle Kurzporträts.
Passagen, in denen die einzelnen Abstammungslinien und
Verwandtschaftsbeziehungen anhand von anatomischen Details wie
Zahnhöckern oder Hüftgelenken festgemacht werden, dürften von Laien
vermutlich eher nur gescannt werden. Für Letztere gibt es aber neben
den Beschreibungen der Lebensweise dieser Tiere auch jede Menge
Schaukästen und erklärende Exkurse zu wichtigen Stichwörtern.
Prozesse der Taphonomie
Ein Stichwort, das man sich beim Lesen recht rasch zu Herzen nimmt,
ist "taphonomisch", also bezogen auf den Prozess der Fossilienbildung
an sich. Denn eine 1:1-Abbildung des damaligen Ökosystems sind die
Schieferschichten trotz ihrer Fülle an Fossilien nicht. Nur unter ganz
bestimmten Umständen konnten Tiere im See versinken – und dafür waren
manche anfälliger als andere.
Kleine Vögel beispielsweise konnten ins Wasser geweht oder über
Zubringerbäche in den See gespült werden. Entsprechend viele Fossilien
kleiner Vögel hat man gefunden. In Messel lebte allerdings auch der
mit den Gänsen verwandte Gastornis, der so hoch wie ein ausgewachsener
Mensch wurde und vermutlich über eine Landbrücke via Grönland aus
Nordamerika eingewandert war. Von ihm hat man bisher nur einen Knochen
gefunden – die Tiere waren einfach zu groß, um auf die übliche Weise
im See zu landen.
Ein weiterer taphonomischer Effekt gilt für Ameisen, zu denen auch die
Art Titanomyrma gehörte, die gruselige fünf Zentimeter Länge
erreichte. Von Ameisen wurden weit überdurchschnittlich viele
geflügelte Exemplare gefunden – deshalb, weil sich flügellose
Arbeiterinnen noch aus dem Wasser retten konnten, während es für
Königinnen und geflügelte Männchen das Ende bedeutete, wenn sie nass
wurden. Und letztlich ist es auch der Taphonomie geschuldet, dass Sex
wie eine der Haupttodesursachen der Messel-Schildkröten wirkt.
Es wird noch mehr kommen
"Messel. Ein fossiles Tropenökosystem" beeindruckt mit dem
Detailreichtum, in dem es die damalige Zeit wiederauferstehen
lässt. Die Autoren räumen ein, dass – eben aufgrund besagter
taphonomischer Prozesse – unser Bild von der damaligen Artenvielfalt
etwas verzerrt ist. Unbestritten ist jedoch, dass sie wesentlich höher
war als die heutige. Dabei ist sie noch nicht annähernd vollständig
erfasst: Bereits im Vorwort wird verheißen, dass Messel noch für ganze
Generationen von Forschern Stoff liefern dürfte. Die Ausgrabungen
laufen weiter.
Jürgen Doppler, 1.9.2018
derStandard.at - DER STANDARD
derStandard.at
Bespr.: Jb. nass. Ver. Naturkunde 139 (2018)
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Als im Jahr 1876 in einem Ölschiefer-Tagebau bei Messel der Fund eines
fossilen Krokodils gemeldet wurde, konnte niemand ahnen, dass am
9. November 1995 diese Fossilfundstelle auf die Liste der
UNESCO-Welterbe gesetzt werden würde. Bis dieses einzigartige Fenster
in die Welt vor 48 Mio. Jahren diese Ehrung erfahren konnte, musste
u. a. eine in den Jahren davor geplante Nutzung der Grube Messel als
Großmülldeponie verhindert werden. Dieses zu Stein gewordene
frühmittelozäne tropische Ökosystem spiegelt sich in einer großen Zahl
von erstaunlich gut erhaltenen Fossilien von hohem wissenschaftlichen
Wert wider. Diese Fossilien und ihre Geschichte hat das vorliegende
Buch zum Inhalt. 28 deutsche und internationale Messel-Forscher
vermitteln in 13 Kapiteln anhand beeindruckender Bilder von fossilen
Raritäten und didaktisch gut aufgebauten Texten die Fortschritte in
der Messel-Forschung.
Die ersten fünf Kapitel (S. 1-41) geben zunächst einen Überblick zur
Vergangenheit von Messel, die vor rd. 48,3 Mio. Jahren mit der Bildung
eines Maares durch phreatischen Vulkanismus begann, vor ca. 47,3
Mio. Jahren eine an Ölschiefer gebundene Konservierung eines
tropischen Lebensraums zum Ergebnis hatte und nach signifikanten
Zwischenstufen schließlich ab den 1990er-Jahren in einer insbesondere
vom Senckenberg-Institut getragenen aufregenden Forschungsarbeit
mündet. Die Autoren informieren den Leser zusammenfassend auch, warum
es zur Messeler Grabgemeinschaft mit fantastischer Erhaltung von
Fellen, Haaren und Farben gekommen ist und mit welchen Methoden
Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnisse rekonstruiert werden
können.
Während sich Kapitel 6 (S. 42-61) mit den pflanzlichen Fossilien
befasst, ihre Stammesgeschichte analysiert, Bezüge zu heute lebenden
Pflanzen herstellt und die damalige Vegetation um den eozänen Maarsee
rekonstruiert wird, sind die Kapitel 7 bis 12 (S. 62-301) systematisch
aufsteigend den Wirbellosen und den Vertebraten gewidmet. Bei den
Wirbellosen (Kap. 7, S. 63-104) werden unter den Arthropoden
insbesondere die In ekten, vor allem die Käfer, Libellen und
Schmetterlinge, als Juwelen im Ölschiefer herausgestellt. Die
nachfolgenden Kapitel haben Fische (S. 104-111) zum Gegenstand, danach
werden im Wasser und auf dem Lande lebende Frösche und Salamander als
Ordnungen der Amphibien (S. 112-119), zu den Reptilien (S. 120-167)
gehörende Echsen, Schlangen, Schildkröten und Krokodile sowie Vögel
(S. 168-213) als artenreichste Wirbeltiergruppe in Messel vorgestellt,
abschließend wird über die Säuger (S. 214-301) berichtet. Hier liegt
der Schwerpunkt nicht überraschend auf den urtümlichen Unpaarhufern
wie den hundegroßen, bisher in 63 gefundenen Exemplaren vorliegenden
Messeler Urpferdchen (u. a. trächtige Stuten mit teilweise erhaltener
Gebärmutter samt Fötus) und Tapirartigen (Unterkap. 12.9,
S. 292-301). Das abschließende Kapitel 13 (S. 302-313) befasst sich
mit dem aquatischen und terrestrischen tropischen Ökosystem Messel,
mit der Topographie und der Chemie des Messel-Sees und den möglichen
Ursachen für die große Artenvielfalt in Messel.
Das Buch endet mit einem den einzelnen Kapiteln zugeordneten
reichhaltigem Literaturverzeichnis, einer Vorstellung der Autoren,
einem Index und einem Abbildungsnachweis.
Renommierte Paläontologen haben es verstanden, mit spannenden Texten
und für sich sprechendem Bildmaterial das Interesse für das
UNESCO-Welterbe Messel mit seinem Reichtum an Fossilien zu
stärken. Dieses lesenswerte und erstaunlich preiswerte Buch wird
Fachleuten und sog. Laien gleichermaßen empfohlen.
Benedikt Toussaint
Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde Bd. 139, 2018, S. 189-190
Bespr.: FOSSILIEN Heft 2018/6
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Neben dem Hunsrückschiefer, dem Posidonienschiefer und den Solnhofener
Plattenkalken können die eozänzeitlichen Maarsee-Ablagerungen von
Messel bei Darmstadt wohl als das weltweit bekannteste Fossilvorkommen
in Deutschland gelten. Heute UNESCO-Weltnaturerbe, wäre es in den
1980er Jahren nach dem Willen damaliger Politiker beinahe unter Müll
begraben worden. Amateure waren es in erster Linie, denen es damals
gelang, die schwierig zu bergenden und vom Zerfall bedrohten Fossilien
aus dem Ölschiefer erfolgreich zu präparieren und Wissenschaftler
dafür zu interessieren und zu begeistern. Die Ergebnisse
wissenschaftlicher Grabungen wurden ausschnittsweise schon in etlichen
Büchern präsentiert, wodurch einige Fossilien wie die Urpferdchen oder
der Primat „Ida“ inzwischen einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht
haben. Jetzt wurde unter Federführung dreier Senckenberg-Mitarbeiter
eine umfassende Synthese herausgegeben, in der 28 Wissenschaftler
verschiedenste Themen zum Messeler See abhandeln. Allein schon das
Inhaltsverzeichnis lässt erkennen, welche Fülle an Material und daraus
gewonnene Informationen mittlerweile zusammengetragen worden sind. Der
noch gar nicht so lange bekannte geologische Kontext als Maarsee und
die Erforschungsgeschichte sowie die Präparations- und
Auswertungsmethoden kommen nicht zu kurz. Das Spektrum der Fossilien
reicht von der reichen Pflanzenwelt über zahllose Insektengruppen und
andere Gliederfüßer bis zu den Wirbeltieren. Damals lebten hierzulande
zahlreiche Pflanzen- und Tiergruppen, die ein tropisches Klima
bezeugen, wie Mondsamengewächse, Termiten, Riesenameisen, Krokodile,
Papageien oder Primaten. Beeindruckend sind insbesondere die
Formenfülle bei den Vögeln oder die Farberhaltung bei manchen Insekten
und natürlich die manchmal buchstäblich mit Haut und Haaren erhaltenen
Säugetiere. Im Schlusskapitel wird eine Synthese des gesamten
Ökosystems versucht, womit der nach meinem Geschmack viel zu nüchterne
Buchtitel wieder aufgegriffen wird. Die zitierte Literatur ist den
einzelnen Kapitel zugeordnet. Ein Bildregister ermöglicht die
Zuordnung der präsentierten Fossilien zu diversen Sammlungen, neben
öffentlichen auch eine Anzahl privater. Die Qualität der
Fotoabbildungen und Grafiken wie auch die des für die Abbildungen
ausgewählten Materials ist herausragend und lässt nichts zu wünschen
übrig. Trotz des hohen wissenschaftlichen Anspruchs und vieler
manchmal vermeidbarer Fachtermini liest sich das Buch dennoch recht
spannend. In vielen Fällen zeigt sich jetzt, dass erste Einschätzungen
modernen gründlicheren Analysen unter Einbeziehung einer erweiterten
Datenmenge nicht standhalten oder noch erheblicher zusätzlicher
Forschungsbedarf besteht. Die Messelforschung hat deswegen trotz
beeindruckender Daten und Ergebnisse zweifellos noch eine lange
Zukunft vor sich. Das Buch kann uneingeschränkt sowohl dem
Spezialisten als auch einer erdwissenschaftlich breit interessierten
Leserschaft empfohlen werden. Das Buch ist zum selben, für ein Buch
dieser Güteklasse günstigen Preis auch in einer englischsprachigen
Version erhältlich.
Günter Schweigert
FOSSILIEN Heft 2018/6
Bespr.: Arbeitskreis Paläontologie Hannover 46 (2018)
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Die außergewöhnlich gute Erhaltung der Pflanzen und Tiere in den
eozänen Seeablagerungen von Messel fasziniert Sammler und
Wissenschaftler seit mehr als einem Jahrhundert. Ein Problem war bis
zur Entwicklung einer Transfermethode mit Tränkung der Fossilien durch
Kunstharze und Kleber die Aufbewahrung der Fossilien, da der stark
wasserhaltige Ölschiefer beim Austrocknen in kleine Stücke
zerfiel. Privat aktive Sammler entwickelten die auch heute noch
eingesetzten Bergungs- und Präparationsmethoden, ein wesentlicher Teil
der in dem Buch abgebildeten Wirbeltiere beruht auf ihrer Arbeit. Seit
der Ausweisung als UNESCO-Weltkulturerbe unterliegt die
Grabungstätigkeit in Messel strengen Auflagen, im Gegensatz zu anderen
Fundstellen findet hier jedoch weiterhin eine rege Forschungstätigkeit
statt.
In den letzten 50 Jahren haben die Grabungstätigkeiten und die
wissenschaftliche Bearbeitung auch mit modernen Untersuchungsmethoden
zu einer unglaublichen Vielfalt von Entdeckungen geführt, die in mehr
als 2500 Büchern und Veröffentlichungen dargestellt wurden. Das Buch
„Messel - ein fossiles Tropenökosystem“, das auch in einer
englischsprachigen Ausgabe erschienen” ist, stellt erstmalig alle
aktuellen Kenntnisse über Messel zusammenfassend dar. An dem Werk
haben 28 Autoren ihre Fachkenntnisse eingebracht.
Beschrieben werden zunächst die “Entstehung des Messel-Maares,
Paläoklima, Stratigraphie, Grabungstechnik, Präparation und
Untersuchungsmethoden. Ein wesentlich umfangreicherer Teil beschreibt
die in Messel nachgewiesene Flora und Fauna, ein Kapitel über das
Ökosystem rundet die Darstellungen ab.
Gut verständlich und anschaulich beschrieben wird neben den Funden
auch die weitere Entwicklung einiger Tiergruppen. Hunderte von
Farbfotos wecken die Lust auf einen Museumsbesuch, z. B. bei
Senckenberg in Frankfurt oder dem Landesmuseum in Darmstadt. Das für
seinen großen Umfang sehr preiswerte Buch kann aus meiner Sicht
uneingeschränkt empfohlen werden.
Lutz Kaecke
Arbeitskreis Paläontologie Hannover 46 (2018), S. 101
Bespr.: Zentralblatt f. Geol. u. Pal. Teil II, 2018, 3/4
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Nach über 40 Jahren wissenschaftlicher Grabungen und 25 Jahre nach
Gründung der Abteilung Messelforschung und Mammalogie des
Senckenberg-Instituts, liegt nun das zweite Messel-Buch Senckenbergs
in deutscher und in englischer Sprache vor. Die Herausgeber und das
Autorenkollektiv 28 international renommierter Messelforscher und
–forscherinnen aus Deutschland, Groβbritannien, der Schweiz sowie aus
Argentinien, Ecuador und den USA haben sich zur Aufgabe gemacht, den
aktuellen Forschungsstand zur eozänen Fossillagerstätte Messel mittels
allgemein verständlicher Texte und ansprechendem Fotomaterial einer
breiten Leserschaft vom Wissenschaftler bis hin zum interessierten
Laien und Fossilienliebhaber anschaulich zu vermitteln.
Wie die Messeler Grabgemeinschaft enstanden ist, Aspekte der
Einbettung, der Weichteil- und Farberhaltung, des Zerfalls auch
mittels aktualistischer Experimente sowie Rückschlüsse auf mögliche
Todesursachen werden anschließend diskutiert. Der eigentlichen
Messelforschung, vom Graben, Sichern und Präparieren über
mikroskopische und computertomographische Analysen bis hin zur Klärung
der Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnisse und der
mathematischen Erfassung der Artenvielfalt, ist ein eigenes Kapitel
gewidment, bevor die einzelnen Fossilgruppen – Flora und Fauna –
vorgestellt werden. Die Fülle an fossilen Pflanzenresten und deren
ungewöhnlicher Erhaltungszustand werden durch ausgewähltes
Bildmaterial anschaulich dokumentiert und ermöglichen es so dem Leser
die Rekonstruktion der Vegetation um den Maarsee, welche
charakteristisch für einen paratropischen Wald ist,
nachzuvollziehen. Die folgenden Kapitel widmen sich der eozänen
Messel-Fauna. Die Dokumentation der Wirbellosen-Fauna einschließlich
der mit Strukturfarben erhaltenen Insekten sowie die einzigartigen
Wirbeltierfunde von Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln und
Säugetieren nimmt den Haupteil des Buches ein. Insekten bilden die mit
Abstand häufigste Tiergruppe in Messel und die umfangreichste Sammlung
befindet sich mit fast 17.000 Exemplaren in der Forschungsstation
Grube Messel. Unter den Wirbeltieren stellen Fische mit acht Gattungen
und Arten den Großteil der Messeler Fossilien, welche in manchen
Schichten über 80% aller derartigen Funde ausmachen. Amphibien sind
mit nur drei Froscharten und zwei Salamanderfunden, welche zwei Arten
einer Gattung repräsentieren, seltenere Überlieferungen, die
höchstwahrscheinlich taphonomisch zu erklären sind. Vögel hingegen
stellen mit etwa 70 verschiedenen Arten die artenreichste
Wirbeltiergruppe in Messel dar. Viele von ihnen sind erstmalig in
Messel nachgewiesen worden, allerdings bisher noch nicht alle
wissenschaftlich beschrieben, und einige sogar bis heute nur von dort
bekannt. So wurde der älteste nektarivore Vogel Pumiliornis in Messel
gefunden. Historisch zählen Krokodile unter den amniotischen
Landwirbeltieren zu den ältesten Funden aus Messel. Der erste Fund
wurde 1875 geborgen und bereits 1877 wissenschaftlich
beschrieben. Auch heute noch nimmt Messel eine zentrale Rolle in der
Erforschung der Crocodyliformes ein, denn mit sieben bekannten Arten
gibt es aus dem Känozoikum nirgendwo in der Nordhemisphäre eine
größere Artenvielfalt und alle Hauptabstammungslinien aus dem Eozän
Kontinentaleuropas sind hier vertreten. Die berühmtesten Funde jedoch,
welche auch dem interessierten Laien durch spektakuläre Medienberichte
bekannt sind, zählen zu den Säugetieren. Hier findet neben den
berühmten Messeler Urpferdchen der Primatenfund Ida (Darwinius
masillae) besondere Erwähnung. Die Erfolgsgeschichte der Säuger nach
dem Aussterben der Dinosaurier ist in Messel jedoch mit weitaus mehr
Gruppen belegt, welche Beuteltiere, Igel, Fledermäuse, Nagetiere,
Paar- und Unpaarhufer sowie seltene Primatenfunde
einschließen. Insbesondere die frühe Evolution der Plazentatiere ist
in Messel sehr gut dokumentiert. Eine große Herausforderung bleibt
jedoch die Eingliederung einiger ausgestorbener Arten in die
Phylogenie, auch bei Fossilien von außerordentlicher Qualität. Dazu
kann in Zukunft die Analyse fossiler Proteine beitragen.
Abschließend wird das Ökosystem Messel und dessen Artenvielfalt mit
ein- drucksvollen Rekonstruktionen dargestellt und heutigen Maarseen
gegenübergestellt, um die Bedeutung der Erforschung fossiler
Lebensgemeinschaften in einem Treibhausklima auch im Hinblick auf die
aktuelle Diskussion zum Klimawandel hervorzuheben.
Ein umfangreiches Literatur- und Inhaltsverzeichnis sowie eine
Autorenliste sind am Ende des Buches zu finden. Hervorzuheben ist die
gelungene Auswahl und hohe Qualität des Bildmaterials. Jedes Kapitel
beginnt mit einer kurzen allgemeinen Einführung und grau hinterlegte
Textboxen werden in einzelnen Kapiteln genutzt, um zusätzliche
Informationen zu geben oder auf besondere Aspekte hinzuweisen und
diese unabhängig vom Haupttext näher zu erläutern.
Die englischsprachige Ausgabe ist eine direkte Übersetzung des
deutschen Buches und eröffnet damit die Einzigartigkeit der
Fossilfunde der Grube Messel einem weltweiten Leserkreis.
Zusammenfassend stellt das neue Messel-Buch in beiden Sprachen eine
spannende Lektüre für Wissenschaftler und Laien dar, die dem Anspruch
einer aktuellen Übersicht des Forschungsstandes der eozänen
Fossillagerstätte Messel in allem gerecht wird. Lesenswert!
Annette E. Götz
Zentralblatt für Geologie und Paläontologie Teil II, 2018, 3/4
Bespr.: Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstforscher 65 (1+2) 2019
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Der vorliegende Band ist eine exquisit bebilderte Dokumentation der
Fossilfundstelle Grube Messel bei Frankfurt am Main, verfasst von 28
international renommierten Spezialisten. Er gibt einen umfassenden
Einblick zum gegenwärtigen Stand der Forschung über Klima und Struktur
des fossilen Ökosystems der Grube Messel. Die Informationen entstammen
der Untersuchung von Gesteinen, fossilen Pflanzen und Tieren. Der
Fundort Messel ist ein tertiärer Maarsee, der vor über 48 Millionen
Jahren im Zeitalter des Eozäns in einem subtropischen Archipel
entstand.
Der außergewöhnlich gute Erhaltungszustand der Fossilien von Messel
hat der Wissenschaft – und das in vielen Fällen zum ersten Mal –
erlaubt, kleinste funktionale Details im Bauplan ausgestorbener
Pflanzen und Tiere zu erkennen und zu beschreiben. Das Spektrum der
Pflanzen reicht von einzelligen Grünalgen bis zu höheren
Blütenpflanzen, das der Tiere von Süßwasserschwämmen, -schnecken und
-krebsen über landbewohnende Spinnen und Insekten bis hin zu den
Wirbeltieren. Fossilien von Fischen, Amphibien, Reptilien (vom Gecko
bis zum Krokodil) sowie von Vögeln und Säugetieren vermitteln eine
lebendige Vorstellung vom vergangenen Leben in und um den eozänen
See. Die einzigartige Erhaltung reicht bis hin zu mikroskopisch
kleinen Zellorganellen, den Melanosomen, die den Farbstoff Melanin
enthalten und Rückschlüsse auf die einstige Farbe von Federn und
Haaren erlauben.
Einführende Kapitel behandeln den Fundort Messel und seine
konfliktreiche Sicherung in den 1980er Jahren, seine Entstehung als
vulkanischer Maarsee, die Bedingungen der Einbettung und Erhaltung der
Fossilien und die Geschichte der Entdeckung und Erforschung, seit das
erste Fossil im Jahr 1876 entdeckt worden war. Die folgenden Kapitel
behandeln die Messel-Flora und -Fauna, illustriert anhand
ausgezeichneter Fotos. Sie umfassen Beschreibungen der
paläontologischen Details der Messel-Fossilien, daraus abgeleitete
Erkenntnisse zu ihrer Evolution und vergleichende Untersuchungen mit
Fossilien anderer Fundorte.
Erstaunlicherweise sind Fledermäuse mit über 700 Individuen die
häufigsten Säugetiere aus Messel. Warum ausgerechnet diese Gruppe in
großem Umfang in den Seesedimenten eingebettet wurde, gibt bis heute
Rätsel auf. Normalerweise werden Fledermausfossilien eher in Höhlen
und Spalten gefunden, die auch in subtropischen Klimaten als
Tagesquartiere genutzt werden. Bisher konnten sieben Arten beschrieben
werden, die häufig mit vollständigen Skeletten, Körperumrissen und
Mageninhalten erhalten sind. Anhand der Untersuchung dreidimensional
erhaltener Gehörschnecken konnte nachgewiesen werden, dass sie bereits
befähigt waren, mit Ultraschall-Echoortung auf nächtliche Insektenjagd
auszufliegen. Die Flügelformen lassen Rückschlüsse auf Flugweisen und
Jagdhabitate zu.
Das abschließende Kapitel präsentiert eine zusammenfassende
Beschreibung der paläoökologischen Bedingungen (Klima, Umwelt, Bioten,
Erzeuger und Verbraucher, Besetzung ökologischer Räume, ökologische
Nischen) des Messel-Sees und seiner Ufer, die eine lebhafte
Vorstellung des einstigen Ökosystems vermitteln.
Die umfassende Darstellung macht dieses Buch zur Standard-Referenz des
Themas Messel für Wissenschaftler, während die aussagekräftigen
Abbildungen von Flora und Fauna auch Fossilienenthusiasten,
Fledermausforscher und andere Interessierte begeistern werden. Der
Band ist in deutscher und englischer Sprache erschienen.
Friedhart Knolle und Hildegard Rupp
Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher
e.V. Nr. 1+2/2019, Jg. 65
Bespr.: Jahreszeitschr. d. Freunde des Jura-Museums Eichstätt Nr. 36 (2020)
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Großformatige, reichhaltig sowie prächtig bebilderte und von
renommierten Wissenschaftlern verfasste Bild- und Textbände über die
Weltnaturerbe-Fossillagerstätte Grube Messel wurden im „ARCHAEOPTERYX“
schon verschiedentlich vorgestellt, erinnert sei an „Messel - Ein
Schaufenster in die Geschichte der Erde und des Lebens“ (1988) oder an
„Messel – Ein Pompeji der Paläontologie“ (1998). Doch die
Messelforschung schreitet mit erstaunlicher Geschwindigkeit vorwärts
und eine große Anzahl wissenschaftlicher Publikationen deutscher und
internationaler Messelforscher erbrachte in den letzten Jahrzehnten
teils erstaunliche Forschungsergebnisse, die in der neuen Publikation
vorgestellt werden. Beigetragen dazu haben nicht zuletzt neu in der
Paläontologie etablierte Methoden, wie die 3D- Computertomographie zur
zerstörungsfreien Analyse von Knochenstrukturen. Besonders
beeindruckend ist auch die große Anzahl neuer Taxa aus dem ehemaligen
tertiären Maarsee von Messel, die in Text und Bild eindrucksvoll
vorgestellt werden.
28 international renommierte Spezialisten aus verschiedenen
Forschungsdisziplinen bringen in dieser umfangreichen Dokumentation
eine Zusammenfassung des gegenwärtigen wissenschaftlichen Standes zum
ehemaligen Klima, zur Struktur des eozänen Ökosystems, zu den
Sedimenten des Maarsees und seiner Entstehung sowie zu der geradezu
überwältigenden Fülle an erhaltenen Überresten von Pflanzen,
Wirbellosen und Wirbeltieren. Aufschlussreiche Grafiken,
Lebensraumrekonstruktionen und eine Vielzahl ausgezeichneter
Fotografien, alles in hervorragender Druckqualität, illustrieren die
Textabschnitte. Diese genügen durchwegs wissenschaftlichen Ansprüchen,
sind aber dabei immer noch sehr gut lesbar, ja bisweilen sogar
ausgesprochen spannend.
Natürlich wird auch in dieser Publikation die Geschichte der
Entdeckung und Erforschung der Messelfossilien, die bis ins Jahr 1876
zurückreicht, nicht ausgespart. Nach der Zeit des industriellen
Ölschieferabbaus waren ab den 1970er Jahren sehr große Anstrengungen
seitens von Bürgerinitiativen, Wissenschaftlern, Sammlern und einer
für paläontologische Belange zunehmend aufgeschlossenen Öffentlichkeit
erforderlich, bis eine in der Grube geplante Mülldeponie aufgegeben
und die Grube Messel 1995 als geschützte Fossillagerstätte in die
World Heritage List der UNESCO aufgenommen wurde. Die beiden folgenden
Kapitel behandeln die Entstehung des Messel-Maares vor etwa 48
Millionen Jahren und befassen sich mit dem Paläoklima. Hierbei wird
klar, dass der Messeler Ölschiefer ein einmaliges eozänes Klimaarchiv
darstellt und ein tropisch/subtropisches Treibhausklima dokumentiert,
mit hohen Niederschlägen und Jahresmitteltemperaturen von etwa 18–20 °
C. Inzwischen ist es möglich, anhand der Sedimentfolgen sehr geringe
Zeitintervalle aufzulösen und darin Klimaschwankungen nachzuweisen,
die auch in dem relativ ausgeglichenen Messeler Treibhausklima
Auswirkungen auf die Vegetation hatten. Berechtigterweise titelt
dieses Kapitel mit „Paläoklima – aus der Vergangenheit für die Zukunft
lernen“. Die nächsten Kapitel behandeln die Messeler Grabgemeinschaft
und die bisweilen exzellente Fossilerhaltung einschließlich der
Überlieferung von Farbmustern sowie Untersuchungs- und
Präparationsverfahren an Messel-Fossilien.
Im Hauptteil des Buches werden in sieben Kapiteln die Messel-Flora und
einzelne Tiergruppen wie Insekten, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel
und Säugetiere sehr detailreich vorgestellt und exzellent fotografisch
dokumentiert. Insbesondere bei den Echsen, den teils mit Befiederung
überlieferten Vögeln und manchen „mit Haut und Haar“ erhaltenen
Säugetieren fällt die große Artenvielfalt und Formenfülle auf. Allein
die Betrachtung der Fotos ist schon für jeden naturwissenschaftlich
Interessierten, insbesondere aber für Fossilienfreunde, ein
Hochgenuss.
Das abschließende Kapitel geht ein auf das Ökosystem Messel,
beschreibt die damaligen terrestrischen und aquatischen Bedingungen
und vergleicht sie mit heutigen Maarseen. Außerdem befasst es sich mit
möglichen Ursachen für die große Artenvielfalt der Fossillagerstätte
Messel. Klar wird aber auch, dass trotz der beeindruckenden Daten und
Ergebnisse noch lange kein Schlussstrich gesetzt werden kann: Es
besteht durchaus noch Forschungsbedarf und die Grube Messel wird noch
für Generationen von Wissenschaftlern ein ergiebiges Forschungsfeld
darstellen.
Das Literaturverzeichnis ist ausgesprochen umfangreich, wobei die
zitierte Literatur den einzelnen Kapiteln zugeordnet ist. Eine
Autorenliste mit Fotos macht mit den Vertretern der jeweiligen
Forschungsdisziplinen bekannt. Insgesamt lässt „Messel – Ein fossiles
Tropenökosystem“ nichts zu wünschen übrig und kann sowohl
Wissenschaftlern als auch Laien vorbehaltlos empfohlen
werden. Angesichts der hervorragenden Ausstattung ist der Preis
erstaunlich günstig.
Die Grube Messel zählt ähnlich wie Solnhofen, Holzmaden oder
Bundenbach (um nur einige zu nennen) zu den herausragenden
Fossillagerstätten Deutschlands, die weltweit von großer Bedeutung
sind. Insofern ist es voll berechtigt, ihre Einzigartigkeit auch einem
weltweiten Leserkreis nahe zu bringen. Dem wurde mit einer
englischsprachigen Ausgabe Rechnung getragen, die bezüglich Seitenzahl
und Abbildungen identisch mit der deutschen Ausgabe ist.
Helmut Tischlinger
Jahreszeitschrift der Freunde des Jura-Museums Eichstätt Nr. 36
(2020), seite 82-83
Inhaltsverzeichnis
top ↑
Stephan F. K. Schaal, Krister T. Smith, Jörg Habersetzer (Hrsg.)
MESSEL – ein fossiles Tropenökosystem
Inhalt
Widmung V
Grußworte VII
Vorwort X
Kapitel 1 Messel – bewegte Vergangenheit, spannende Zukunft 1
Kapitel 2 Die Entstehung des Messel-Maares 7
Der Vulkan und das Maar von Messel 8
Fast weg: Die Obere Messel-Formation 9
Die ölschieferhaltige Mittlere Messel-Formation 9
Sand und Asche: Die Untere Messel-Formation 11
Wie sah das Messel-Maar aus? 12
Die Geschichte des Kraters 13
Kapitel 3 Paläoklima – aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen 17
Pollen und Sporen – Blütenstaub dokumentiert Klimaschwankungen 18
Warven – „Jahresringe“ im Seesediment 20
Der Ölschiefer – Ein einmaliges eozänes Klimaarchiv 21
Kapitel 4 Im Tod vereint – die Messeler Grabgemeinschaft 25
Die Krümmung (mit) der Zeit 26
Das Fledermaus-Rätsel 28
Fossile Farberhaltung 30
Todesursache: unbekannt 32
Kapitel 5 Messelforschung – Methoden und Begriffe 35
Graben, Sichern, Präparieren 35
Untersuchung mit Röntgenverfahren und Elektronenmikroskopie 37
Abstammungs- und Verwandtschafts verhältnisse 38
Artenvielfalt, mathematisch erfasst 40
Kapitel 6 Die fossile Flora von Messel 43
Bearbeitungsgeschichte 43
Erhaltungszustand der Pflanzenreste 46
Systematik der Flora 48
Algen, Moose, Farne 48
Nacktsamer oder Gymnospermen 50
Ursprüngliche Blütenpflanzen oder basale Angiospermen 51
Einkeimblättrige Blütenpflanzen oder Monokotyledonen 52
Höhere Blütenpflanzen oder Eudikotyledonen 54
Die Vegetation um den Maarsee 59
Kapitel 7 Juwelen im Ölschiefer – Insekten und andere Wirbellose 63
Schwämme (Porifera) 64
Paläobiogeografie und Paläoumwelt 65
Weichtiere (Mollusca) 65
Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae) 66
Tellerschnecken (Planorbidae) 66
Gliederfüßer (Arthropoda) 66
Webspinnen (Araneae) 67
Weberknechte (Opiliones) 69
Krebse (Crustacea) 69
Wasserflöhe (Cladocera) 69
Muschelkrebse (Ostracoda) 69
Zehnfußkrebse (Decapoda) 69
Insekten (Insecta, Hexapoda) 70
Häufigkeit der verschiedenen Insektengruppen in Messel 71
Eintagsfliegen (Ephemeroptera) 72
Libellen (Odonata) 72
Steinfliegen (Plecoptera) 72
Ohrwürmer (Dermaptera) 73
Heuschrecken (Orthoptera) 74
Gespenstschrecken (Phasmatodea) 74
Schaben und Termiten (Blattodea) 74
Thripse (Thysanoptera) 75
Zikaden (Auchenorrhyncha) 76
Pflanzenläuse (Sternorrhyncha) 76
Wanzen (Heteroptera) 77
Hautflügler (Hymenoptera): Pflanzenwespen, Parasiten 79
Hautflügler (Hymenoptera): Bienen und Wespen 82
Hautflügler (Hymenoptera): Ameisen 84
Netzflügler (Neuroptera) 88
Fächerflügler (Strepsiptera) 89
Käfer (Coleoptera): Ursprüngliche Gruppen 90
Käfer (Coleoptera): Kurzflügler, Wasserbewohner und andere prächtige Käfer 91
Käfer (Coleoptera): Diverse Pflanzenfresser 95
Köcherfliegen (Trichoptera) 96
Schmetterlinge (Lepidoptera) 99
Mücken und Fliegen (Diptera) 100
Schnabelfliegen (Mecoptera) 101
Paläobiogeografie der Messel- Insekten 101
Kapitel 8 Strahlenflosser – die Fische im Messel-See 105
Das Artenspektrum 105
Paläobiologie 108
Paläogeografie 110
Kapitel 9 Amphibien in Messel – zu Wasser und zu Lande 113
Froschfauna 113
Landlebend: Eopelobates wagneri 113
Wasserlebend: Palaeobatrachus tobieni 114
Lutetiobatrachus gracilis, ein noch wenig beschriebenes Blatt 117
Salamander 117
Kapitel 10 Amnioten – Säuger, Vögel und Reptilien 121
Kapitel 10.1 Echsen und Schlangen – Wärmeliebende Sonnenanbeter 123
Der Messel-Gecko 123
Die Großkopfechse Ornatocephalus 124
Lacertiformes: Der frühe Erfolg 125
Leguanartige: Einwanderer aus der Neuen Welt 132
Schleichen im Unterholz 134
Eurheloderma: Eine frühe Krustenechse 136
Die amphibischen Krokodilschwanzechsen 138
Necrosaurier: Die „Todesechsen“ 139
Kleine und große Boas 140
Palaeopython 144
Die Vergesellschaftung der Squamaten 145
Kapitel 10.2 Schildkröten – gepanzerte Überlebenskünstler 149
Die Sumpfschildkröte Palaeoemys messeliana 151
Die Halswender-Schildkröte Neochelys franzeni 153
Unzertrennlich: Die Pärchen von Allaeochelys crassesculpta 154
Die Weichschildkröte Palaeoamyda messeliana 154
Kapitel 10.3 Crocodyliformes – große Klappe, viel dahinter 159
Diplocynodon darwini 159
Diplocynodon deponiae 160
Hassiacosuchus haupti 160
Asiatosuchus germanicus 164
Tomistominae 164
Boverisuchus magnifrons 165
Bergisuchus dietrichbergi 166
Die Gemeinschaft der Crocodyliformes 167
Kapitel 11 Vögel – die artenreichste Wirbeltiergruppe in Messel 169
Große Laufvögel und andere terrestrische Arten 170
Die palaeognathen Vögel im Wald von Messel 171
Gastornithidae 174
Der Hühnervogel Paraortygoides 174
Seriemas 174
Strigogyps 176
Die Messelralle 177
Das Vogelleben am Wasser 181
Die Insektenjäger 182
Die Schwalmartigen 182
Segler und frühe Kolibrivorfahren 185
Der Segler Scaniacypselus 186
Der Kolibri-Urahn Parargornis 187
Die baumbewohnenden Vögel des Messel-Urwaldes 188
Eine Vielfalt an Mausvögeln 190
Papageien und Sperlingsvögel 194
Überraschende Verwandtschaftsbeziehungen 195
Trogone und rackenartige Vögel 199
Trogone 199
Die Messelhopfe 200
Rackenvögel 200
Eisvogel- und Spechtartige 203
Einige Rätselvögel 204
Biogeografische Beziehungen 206
Messel- Vögel und tropische Avifaunen 209
Was noch gefunden werden kann 211
Kapitel 12 Säugetiere – eine weitere Erfolgsgeschichte 215
Kapitel 12.1 Beuteltiere – eine Überraschung in Messel 217
Anatomie und Morphologie 217
Paläoökologie 219
Evolution und Biogeografie der Beuteltiere von Messel 221
Kapitel 12.2 Vier ursprüngliche, aber hoch spezialisierte Säugetiere 223
Systematik 223
Die erstaunlichen Anpassungen von Leptictidium 224
Der Fischräuber Buxolestes 227
Der Baumkletterer Kopidodon macrognathus 229
Der Langfinger Heterohyus nanus 231
Paläobiogeografie 232
Kapitel 12.3 Mit oder ohne Stacheln – die Igel-Verwandten 235
Ein fischliebender Igel 236
Macrocranion tenerum: Der kleinste Lipotyphle aus Messel 237
Der dickköpfige Igel mit Schuppenschwanz 238
Paläobiogeografie und Paläoumwelt 239
Kapitel 12.4 Primaten – eine Seltenheit in Messel 241
Die ersten Funde 242
Ida, die kleine Diva von Messel 244
Die weiteren Funde 246
Kapitel 12.5 Fledermäuse – nächtliche Jäger mit Echoortung 249
Die Fledermäuse am Messel-See 249
Flügelformen und Jagdweisen 250
Mageninhalte 251
Was die Gehörschnecken verraten 254
Die Evolution der Echoortung 257
Eozäne Fledermausarten weltweit 261
Kapitel 12.6 Nagetiere – Erfolgsgeschichte mit Biss 263
Systematik der Nagetiere 263
Der große Blattfresser Ailuravus 265
Der kurzbeinige Kletterer Masillamys 266
Hartenbergeromys: Ein noch rätselhafter Nager 267
Eogliravus: Der älteste Schläfer 267
Paläobiogeografie und Paläoumwelt 268
Kapitel 12.7 Ferae – Tiere, die andere Tiere fressen 271
Systematik der Raubtier- und Schuppentierartigen 271
Lesmesodon: Das Scheinraubtier aus Messel 272
Paroodectes feisti: Ein agiler Kletterer 274
Messelogale kessleri: Ein kleiner Räuber 276
Eomanis waldi: Das älteste Schuppentier 277
Euromanis krebsi: Der kopflose Ameisenfresser 279
Eurotamandua joresi: Ein fraglicher Südamerikaner 281
Paleogeografie 283
Kapitel 12.8 Das Aufkommen der Paarhufer 285
Messelobunodon: Ein ursprünglicher Paarhufer 285
Aumelasia: Ein französischer Cousin 287
Eurodexis: Der kleinste Paarhufer aus Messel 288
Masillabune: Ein robuster Pflanzenfresser 289
Paläogeografie und Paläoumwelt 290
Kapitel 12.9 Unpaarhufer – Urpferde und Tapirartige 293
Die Urpferde (Equoidea) 293
Lebensweise der Urpferde 295
Vom Blatt- zum Grasfresser 298
Die Tapirartigen (Tapiromorpha) 299
Kapitel 13 Das Ökosystem Messel 303
Topographie und Chemie des Messel-Sees 303
Das aquatische Ökosystem 304
Das Ufer und mögliche Zuflüsse 305
Das terrestrische Ökosystem 307
Mögliche Ursachen für die große Artenvielfalt in Messel 309
Die Rolle von räumlichen und zeitlichen Nischen 311
Ausblick 313
Literatur 315
Autorenliste 339
Index 343
Danksagung und Abbildungsnachweis 349