: MESSEL - Ein fossiles Tropenökosystem

MESSEL - Ein fossiles Tropenökosystem

Hrsg.: Stephan F. K. Schaal; Krister T. Smith; Jörg Habersetzer

2018. XV, 355 Seiten, 393 Abbildungen, 2 Tabellen, 21x28cm, 1780 g
Language: Deutsch

(Senckenberg Bücher, Nr. 79)

ISBN 978-3-510-61410-3, gebunden, price: 44.90 €

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Eocenefossillagerstättetropical ecosystemmammalbirdinsectpollenevolutionfish

Contents

Inhalt top ↑

Messel - Ein fossiles Tropenökosystem ist eine exquisit bebilderte Dokumentation von 28 international renommierten Spezialisten, die eine Zusammenfassung des gegenwärtigen Standes der Wissenschaft über das Klima und die Struktur des eozänen Ökosystems der Grube Messel vorgelegt haben.
Die Information entstammt der Untersuchung von Gesteinen, fossilen Pflanzen und Tieren aus der Grube Messel. Die Grube Messel ist ein tertiärer Maarsee, der damals in einem Archipel von Inseln des eozänen Europa lag, heute nahe Frankfurt. Eine englischsprachige Version dieses Titels ist ebenfalls lieferbar.

Der aussergewöhnlich gute Erhaltungszustand der fossilen Funde von Messel hat der Wissenschaft (in vielen Fällen zum ersten Mal) erlaubt, kleinste funktionale Details der Pflanzen und Tiere des ca. 48 Millionen Jahre alten Ökosystems Messel zu erkennen und zu beschreiben: darunter Pflanzen, Insekten, Säugetiere (Pferde!), Reptilien, Amphibien und Fische.

Einführende Kapitel behandeln Messel, seine Bildung als Maarsee, die Bedingungen der Einbettung und Erhaltung der Fossilien und die Geschichte der Entdeckung und Erforschung, seit das erste Fossil im Jahr 1876 entdeckt worden war.

Sieben darauf folgende Kapitel behandeln die Messel-Flora und einzelne Tiergruppen sehr detailliert, illustriert anhand ausgezeichneter Photographien und beschreiben paläontologische und entwicklungsbiologische Details der Messel-Fossilien und vergleichen diese mit Fossilien anderer Fossillokalitäten.

Das abschliessende Kapitel (13) präsentiert eine zusammenfassende Beschreibung der Bedingungen (Klima, Umwelt, Bioten, Erzeuger und Verbraucher, Besetzung ökologischer Räume, ökologische Nischen) des terrestrischen und aquatischen Messel-Ökosystems die aus der Untersuchung der Messel-Proben abgeleitet werden konnten.

Die einmalige, umfassende Darstellung von Messel macht dieses Buch quasi zur Standard-Referenz zum Thema Messel für Wissenschaftler, während die aussagekräftigen Abbildungen von Flora und Fauna auch Fossilienenthusiasten und andere Interessierte begeistern werden.

Bespr.: derStandard.at - Gutenberg-Galaxis top ↑

Von Mini-Pferden und Schildkröten, die beim Sex ertranken: Der Bildband "Messel. Ein fossiles Tropenökosystem" ist mitten aus dem Leben des Eozäns gegriffen
Ein außerordentlich heißer Sommer ist gerade zu Ende gegangen – und er war nichts im Vergleich zu den Verhältnissen, die hierzulande vor 48 Millionen Jahren herrschten. Damals war Mitteleuropa noch ein Archipel von Inseln, die von Dschungel bedeckt waren. Bei Temperaturen, die auch im tiefsten Winter nie unter zehn Grad sanken, wimmelte es darin von Pflanzen, Insekten und Reptilien, deren Verwandte man heute nur noch in den Tropen findet. Fremde Heimat
Die Säugetiere jener Zeit hätten uns seltsam angemutet – und waren im Schnitt recht klein. Im Schatten der Palmen und Baumriesen huschten nicht nur verschiedene Arten von Urpferden in Hundegröße herum. Da wären einem auch zwei zierliche Tiere mit langem Schwanz und Stelzenbeinen entgegengetrippelt: Eines davon ein früher Paarhufer (Messelobunodon), das andere ein Igel, der Fische fraß (Macrocanion tupaiodon) – größenmäßig lag zwischen diesen heute so unterschiedlichen Tiergruppen damals noch wenig Unterschied.
Mit keinem heute noch lebenden Säuger war das seinerzeit weit verbreitete Leptictidium verwandt, das wie die Miniaturausgabe eines Kängurus mit Rüssel durch Europa hüpfte. Und sich dabei vor Boas und allen Arten von Krokodilen in Acht nehmen musste, die den fragmentierten Kontinent bevölkerten – darunter auch Krokodile, die an Land lebten und auf "Hufen" liefen.
Ein neues Buch stellt uns diese fremde Welt mit all ihren Bewohnern nun im bislang umfassendsten Überblick vor. Für den Band "Messel. Ein fossiles Tropenökosystem" haben die Herausgeber vom Senckenberg-Forschungsinstitut 28 Wissenschafter versammelt, die uns eine der wichtigsten Fossilienfundstätten der Welt vorstellen. Die Grube Messel in Hessen ist in einem Atemzug mit dem Burgess-Schiefer, den Teergruben von La Brea und den Ediacara Hills zu nennen: All diese Orte sind Fenster in versunkene Erdzeitalter und liefern so viele Fossilien, dass man die damaligen Lebenswelten rekonstruieren kann.
In Messel wurde dies dadurch ermöglicht, dass der Wald um einen ehemaligen Vulkankrater wuchs, der sich mit Wasser gefüllt hatte. Lebensfreundliche Bedingungen bot dieser sogenannte Maarsee nur in seinen obersten Schichten. Was – aus welchen Gründen auch immer – durch sie hindurchsank, wurde im toten Wasser darunter nicht zersetzt, dafür aber unter herabrieselndem Sediment begraben und so für die Ewigkeit konserviert. Die sich daraus bildenden Schichten aus Ölschiefer wurden seit dem 19. Jahrhundert aus kommerziellen Gründen abgebaut – seit den 1970er Jahren jedoch nur noch wegen der darin enthaltenen Fossilien. Und die sind spektakulär gut erhalten.
Man staunt über eine Racke, die mitsamt flauschigem Gefieder und Federhaube so vollständig wirkt, als wäre es die Tuscheskizze eines heute lebenden Vogels statt ein 48 Millionen Jahre altes Fossil. Über dank Mikrotomografie möglich gewordene Detailansichten wie das Innenohr einer Fledermaus. Oder über Insekten, die durch Nanostrukturen auf ihrem Panzer heute noch in denselben Farben schillern wie damals. In Sachen Bebilderung würde man sich als Laie vielleicht noch ein paar mehr Zeichnungen mit Lebendrekonstruktionen der Tiere wünschen. Es ist aber nachvollziehbar, warum die Herausgeber in erster Linie Fotos der Fossilien für sich selbst sprechen lassen wollten. Insgesamt sind es fast 400 Abbildungen.
"Mitten aus dem Leben gegriffen" seien die Bilder, heißt es an einer Stelle, und das ist keine Übertreibung. Das Leben – etwa eine trächtige Stute der Pferdeart Eurohippus messelensis – wurde auf den "Schiefer-Schnappschüssen" ebenso festgehalten wie die zahlreichen Gesichter des Todes. Langgestreckte Körper eines Vogels und eines Raubtiers mit angelegten Gliedmaßen hatten ihre stromlinienförmige Haltung laut den Forschern aus einem ganz besonderen Grund angenommen: Sie waren von Riesenschlangen verschluckt und dann aus unbekanntem Grund wieder herausgewürgt worden.
Mageninhalte, die viel über die damaligen Nahrungsketten verraten, bekommen wir eine Menge zu sehen. Eine Sonderstellung nimmt dabei ein, was im Buch als "Matroschka" bezeichnet wird: das Fossil einer Schlange, die eine Echse gefressen hat, welche ihrerseits noch ein Insekt im Magen trägt. Der skurrilste Fall von "aus dem Leben gegriffen" dürfte aber wohl eine ganze Reihe von Schildkrötenfossilien sein, die paarweise konserviert wurden – in Kopulationsstellung. Offenbar sanken die ineinander verhakten Tiere im Liebestaumel in giftige Wasserschichten ab und erlebten mit dem kleinen auch den großen Tod.
Der Band richtet sich gleichermaßen an ein Fachpublikum wie an paläontologisch interessierte Laien – und diesen Spagat merkt man auch. Für Fachleute liegt der Reiz sicher im hohen Grad an Vollständigkeit, zu dem die in Messel gefundenen Spezies vorgestellt werden. Es sind gewissermaßen serielle Kurzporträts.
Passagen, in denen die einzelnen Abstammungslinien und Verwandtschaftsbeziehungen anhand von anatomischen Details wie Zahnhöckern oder Hüftgelenken festgemacht werden, dürften von Laien vermutlich eher nur gescannt werden. Für Letztere gibt es aber neben den Beschreibungen der Lebensweise dieser Tiere auch jede Menge Schaukästen und erklärende Exkurse zu wichtigen Stichwörtern.
Prozesse der Taphonomie
Ein Stichwort, das man sich beim Lesen recht rasch zu Herzen nimmt, ist "taphonomisch", also bezogen auf den Prozess der Fossilienbildung an sich. Denn eine 1:1-Abbildung des damaligen Ökosystems sind die Schieferschichten trotz ihrer Fülle an Fossilien nicht. Nur unter ganz bestimmten Umständen konnten Tiere im See versinken – und dafür waren manche anfälliger als andere.
Kleine Vögel beispielsweise konnten ins Wasser geweht oder über Zubringerbäche in den See gespült werden. Entsprechend viele Fossilien kleiner Vögel hat man gefunden. In Messel lebte allerdings auch der mit den Gänsen verwandte Gastornis, der so hoch wie ein ausgewachsener Mensch wurde und vermutlich über eine Landbrücke via Grönland aus Nordamerika eingewandert war. Von ihm hat man bisher nur einen Knochen gefunden – die Tiere waren einfach zu groß, um auf die übliche Weise im See zu landen.
Ein weiterer taphonomischer Effekt gilt für Ameisen, zu denen auch die Art Titanomyrma gehörte, die gruselige fünf Zentimeter Länge erreichte. Von Ameisen wurden weit überdurchschnittlich viele geflügelte Exemplare gefunden – deshalb, weil sich flügellose Arbeiterinnen noch aus dem Wasser retten konnten, während es für Königinnen und geflügelte Männchen das Ende bedeutete, wenn sie nass wurden. Und letztlich ist es auch der Taphonomie geschuldet, dass Sex wie eine der Haupttodesursachen der Messel-Schildkröten wirkt.
Es wird noch mehr kommen
"Messel. Ein fossiles Tropenökosystem" beeindruckt mit dem Detailreichtum, in dem es die damalige Zeit wiederauferstehen lässt. Die Autoren räumen ein, dass – eben aufgrund besagter taphonomischer Prozesse – unser Bild von der damaligen Artenvielfalt etwas verzerrt ist. Unbestritten ist jedoch, dass sie wesentlich höher war als die heutige. Dabei ist sie noch nicht annähernd vollständig erfasst: Bereits im Vorwort wird verheißen, dass Messel noch für ganze Generationen von Forschern Stoff liefern dürfte. Die Ausgrabungen laufen weiter.

Jürgen Doppler, 1.9.2018

derStandard.at - DER STANDARD
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Bespr.: Jb. nass. Ver. Naturkunde 139 (2018) top ↑

Als im Jahr 1876 in einem Ölschiefer-Tagebau bei Messel der Fund eines fossilen Krokodils gemeldet wurde, konnte niemand ahnen, dass am 9. November 1995 diese Fossilfundstelle auf die Liste der UNESCO-Welterbe gesetzt werden würde. Bis dieses einzigartige Fenster in die Welt vor 48 Mio. Jahren diese Ehrung erfahren konnte, musste u. a. eine in den Jahren davor geplante Nutzung der Grube Messel als Großmülldeponie verhindert werden. Dieses zu Stein gewordene frühmittelozäne tropische Ökosystem spiegelt sich in einer großen Zahl von erstaunlich gut erhaltenen Fossilien von hohem wissenschaftlichen Wert wider. Diese Fossilien und ihre Geschichte hat das vorliegende Buch zum Inhalt. 28 deutsche und internationale Messel-Forscher vermitteln in 13 Kapiteln anhand beeindruckender Bilder von fossilen Raritäten und didaktisch gut aufgebauten Texten die Fortschritte in der Messel-Forschung.
Die ersten fünf Kapitel (S. 1-41) geben zunächst einen Überblick zur Vergangenheit von Messel, die vor rd. 48,3 Mio. Jahren mit der Bildung eines Maares durch phreatischen Vulkanismus begann, vor ca. 47,3 Mio. Jahren eine an Ölschiefer gebundene Konservierung eines tropischen Lebensraums zum Ergebnis hatte und nach signifikanten Zwischenstufen schließlich ab den 1990er-Jahren in einer insbesondere vom Senckenberg-Institut getragenen aufregenden Forschungsarbeit mündet. Die Autoren informieren den Leser zusammenfassend auch, warum es zur Messeler Grabgemeinschaft mit fantastischer Erhaltung von Fellen, Haaren und Farben gekommen ist und mit welchen Methoden Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnisse rekonstruiert werden können.
Während sich Kapitel 6 (S. 42-61) mit den pflanzlichen Fossilien befasst, ihre Stammesgeschichte analysiert, Bezüge zu heute lebenden Pflanzen herstellt und die damalige Vegetation um den eozänen Maarsee rekonstruiert wird, sind die Kapitel 7 bis 12 (S. 62-301) systematisch aufsteigend den Wirbellosen und den Vertebraten gewidmet. Bei den Wirbellosen (Kap. 7, S. 63-104) werden unter den Arthropoden insbesondere die In­ ekten, vor allem die Käfer, Libellen und Schmetterlinge, als Juwelen im Ölschiefer herausgestellt. Die nachfolgenden Kapitel haben Fische (S. 104-111) zum Gegenstand, danach werden im Wasser und auf dem Lande lebende Frösche und Salamander als Ordnungen der Amphibien (S. 112-119), zu den Reptilien (S. 120-167) gehörende Echsen, Schlangen, Schildkröten und Krokodile sowie Vögel (S. 168-213) als artenreichste Wirbeltiergruppe in Messel vorgestellt, abschließend wird über die Säuger (S. 214-301) berichtet. Hier liegt der Schwerpunkt nicht überraschend auf den urtümlichen Unpaarhufern wie den hundegroßen, bisher in 63 gefundenen Exemplaren vorliegenden Messeler Urpferdchen (u. a. trächtige Stuten mit teilweise erhaltener Gebärmutter samt Fötus) und Tapirartigen (Unterkap. 12.9, S. 292-301). Das abschließende Kapitel 13 (S. 302-313) befasst sich mit dem aquatischen und terrestrischen tropischen Ökosystem Messel, mit der Topographie und der Chemie des Messel-Sees und den möglichen Ursachen für die große Artenvielfalt in Messel.
Das Buch endet mit einem den einzelnen Kapiteln zugeordneten reichhaltigem Literaturverzeichnis, einer Vorstellung der Autoren, einem Index und einem Abbildungsnachweis.
Renommierte Paläontologen haben es verstanden, mit spannenden Texten und für sich sprechendem Bildmaterial das Interesse für das UNESCO-Welterbe Messel mit seinem Reichtum an Fossilien zu stärken. Dieses lesenswerte und erstaunlich preiswerte Buch wird Fachleuten und sog. Laien gleichermaßen empfohlen.

Benedikt Toussaint

Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde Bd. 139, 2018, S. 189-190

Bespr.: FOSSILIEN Heft 2018/6 top ↑

Neben dem Hunsrückschiefer, dem Posidonienschiefer und den Solnhofener Plattenkalken können die eozänzeitlichen Maarsee-Ablagerungen von Messel bei Darmstadt wohl als das weltweit bekannteste Fossilvorkommen in Deutschland gelten. Heute UNESCO-Weltnaturerbe, wäre es in den 1980er Jahren nach dem Willen damaliger Politiker beinahe unter Müll begraben worden. Amateure waren es in erster Linie, denen es damals gelang, die schwierig zu bergenden und vom Zerfall bedrohten Fossilien aus dem Ölschiefer erfolgreich zu präparieren und Wissenschaftler dafür zu interessieren und zu begeistern. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Grabungen wurden ausschnittsweise schon in etlichen Büchern präsentiert, wodurch einige Fossilien wie die Urpferdchen oder der Primat „Ida“ inzwischen einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Jetzt wurde unter Federführung dreier Senckenberg-Mitarbeiter eine umfassende Synthese herausgegeben, in der 28 Wissenschaftler verschiedenste Themen zum Messeler See abhandeln. Allein schon das Inhaltsverzeichnis lässt erkennen, welche Fülle an Material und daraus gewonnene Informationen mittlerweile zusammengetragen worden sind. Der noch gar nicht so lange bekannte geologische Kontext als Maarsee und die Erforschungsgeschichte sowie die Präparations- und Auswertungsmethoden kommen nicht zu kurz. Das Spektrum der Fossilien reicht von der reichen Pflanzenwelt über zahllose Insektengruppen und andere Gliederfüßer bis zu den Wirbeltieren. Damals lebten hierzulande zahlreiche Pflanzen- und Tiergruppen, die ein tropisches Klima bezeugen, wie Mondsamengewächse, Termiten, Riesenameisen, Krokodile, Papageien oder Primaten. Beeindruckend sind insbesondere die Formenfülle bei den Vögeln oder die Farberhaltung bei manchen Insekten und natürlich die manchmal buchstäblich mit Haut und Haaren erhaltenen Säugetiere. Im Schlusskapitel wird eine Synthese des gesamten Ökosystems versucht, womit der nach meinem Geschmack viel zu nüchterne Buchtitel wieder aufgegriffen wird. Die zitierte Literatur ist den einzelnen Kapitel zugeordnet. Ein Bildregister ermöglicht die Zuordnung der präsentierten Fossilien zu diversen Sammlungen, neben öffentlichen auch eine Anzahl privater. Die Qualität der Fotoabbildungen und Grafiken wie auch die des für die Abbildungen ausgewählten Materials ist herausragend und lässt nichts zu wünschen übrig. Trotz des hohen wissenschaftlichen Anspruchs und vieler manchmal vermeidbarer Fachtermini liest sich das Buch dennoch recht spannend. In vielen Fällen zeigt sich jetzt, dass erste Einschätzungen modernen gründlicheren Analysen unter Einbeziehung einer erweiterten Datenmenge nicht standhalten oder noch erheblicher zusätzlicher Forschungsbedarf besteht. Die Messelforschung hat deswegen trotz beeindruckender Daten und Ergebnisse zweifellos noch eine lange Zukunft vor sich. Das Buch kann uneingeschränkt sowohl dem Spezialisten als auch einer erdwissenschaftlich breit interessierten Leserschaft empfohlen werden. Das Buch ist zum selben, für ein Buch dieser Güteklasse günstigen Preis auch in einer englischsprachigen Version erhältlich.

Günter Schweigert

FOSSILIEN Heft 2018/6

Bespr.: Arbeitskreis Paläontologie Hannover 46 (2018) top ↑

Die außergewöhnlich gute Erhaltung der Pflanzen und Tiere in den eozänen Seeablagerungen von Messel fasziniert Sammler und Wissenschaftler seit mehr als einem Jahrhundert. Ein Problem war bis zur Entwicklung einer Transfermethode mit Tränkung der Fossilien durch Kunstharze und Kleber die Aufbewahrung der Fossilien, da der stark wasserhaltige Ölschiefer beim Austrocknen in kleine Stücke zerfiel. Privat aktive Sammler entwickelten die auch heute noch eingesetzten Bergungs- und Präparationsmethoden, ein wesentlicher Teil der in dem Buch abgebildeten Wirbeltiere beruht auf ihrer Arbeit. Seit der Ausweisung als UNESCO-Weltkulturerbe unterliegt die Grabungstätigkeit in Messel strengen Auflagen, im Gegensatz zu anderen Fundstellen findet hier jedoch weiterhin eine rege Forschungstätigkeit statt.
In den letzten 50 Jahren haben die Grabungstätigkeiten und die wissenschaftliche Bearbeitung auch mit modernen Untersuchungsmethoden zu einer unglaublichen Vielfalt von Entdeckungen geführt, die in mehr als 2500 Büchern und Veröffentlichungen dargestellt wurden. Das Buch „Messel - ein fossiles Tropenökosystem“, das auch in einer englischsprachigen Ausgabe erschienen” ist, stellt erstmalig alle aktuellen Kenntnisse über Messel zusammenfassend dar. An dem Werk haben 28 Autoren ihre Fachkenntnisse eingebracht.
Beschrieben werden zunächst die “Entstehung des Messel-Maares, Paläoklima, Stratigraphie, Grabungstechnik, Präparation und Untersuchungsmethoden. Ein wesentlich umfangreicherer Teil beschreibt die in Messel nachgewiesene Flora und Fauna, ein Kapitel über das Ökosystem rundet die Darstellungen ab.
Gut verständlich und anschaulich beschrieben wird neben den Funden auch die weitere Entwicklung einiger Tiergruppen. Hunderte von Farbfotos wecken die Lust auf einen Museumsbesuch, z. B. bei Senckenberg in Frankfurt oder dem Landesmuseum in Darmstadt. Das für seinen großen Umfang sehr preiswerte Buch kann aus meiner Sicht uneingeschränkt empfohlen werden.

Lutz Kaecke

Arbeitskreis Paläontologie Hannover 46 (2018), S. 101

Bespr.: Zentralblatt f. Geol. u. Pal. Teil II, 2018, 3/4 top ↑

Nach über 40 Jahren wissenschaftlicher Grabungen und 25 Jahre nach Gründung der Abteilung Messelforschung und Mammalogie des Senckenberg-Instituts, liegt nun das zweite Messel-Buch Senckenbergs in deutscher und in englischer Sprache vor. Die Herausgeber und das Autorenkollektiv 28 international renommierter Messelforscher und –forscherinnen aus Deutschland, Groβbritannien, der Schweiz sowie aus Argentinien, Ecuador und den USA haben sich zur Aufgabe gemacht, den aktuellen Forschungsstand zur eozänen Fossillagerstätte Messel mittels allgemein verständlicher Texte und ansprechendem Fotomaterial einer breiten Leserschaft vom Wissenschaftler bis hin zum interessierten Laien und Fossilienliebhaber anschaulich zu vermitteln.
Wie die Messeler Grabgemeinschaft enstanden ist, Aspekte der Einbettung, der Weichteil- und Farberhaltung, des Zerfalls auch mittels aktualistischer Experimente sowie Rückschlüsse auf mögliche Todesursachen werden anschließend diskutiert. Der eigentlichen Messelforschung, vom Graben, Sichern und Präparieren über mikroskopische und computertomographische Analysen bis hin zur Klärung der Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnisse und der mathematischen Erfassung der Artenvielfalt, ist ein eigenes Kapitel gewidment, bevor die einzelnen Fossilgruppen – Flora und Fauna – vorgestellt werden. Die Fülle an fossilen Pflanzenresten und deren ungewöhnlicher Erhaltungszustand werden durch ausgewähltes Bildmaterial anschaulich dokumentiert und ermöglichen es so dem Leser die Rekonstruktion der Vegetation um den Maarsee, welche charakteristisch für einen paratropischen Wald ist, nachzuvollziehen. Die folgenden Kapitel widmen sich der eozänen Messel-Fauna. Die Dokumentation der Wirbellosen-Fauna einschließlich der mit Strukturfarben erhaltenen Insekten sowie die einzigartigen Wirbeltierfunde von Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren nimmt den Haupteil des Buches ein. Insekten bilden die mit Abstand häufigste Tiergruppe in Messel und die umfangreichste Sammlung befindet sich mit fast 17.000 Exemplaren in der Forschungsstation Grube Messel. Unter den Wirbeltieren stellen Fische mit acht Gattungen und Arten den Großteil der Messeler Fossilien, welche in manchen Schichten über 80% aller derartigen Funde ausmachen. Amphibien sind mit nur drei Froscharten und zwei Salamanderfunden, welche zwei Arten einer Gattung repräsentieren, seltenere Überlieferungen, die höchstwahrscheinlich taphonomisch zu erklären sind. Vögel hingegen stellen mit etwa 70 verschiedenen Arten die artenreichste Wirbeltiergruppe in Messel dar. Viele von ihnen sind erstmalig in Messel nachgewiesen worden, allerdings bisher noch nicht alle wissenschaftlich beschrieben, und einige sogar bis heute nur von dort bekannt. So wurde der älteste nektarivore Vogel Pumiliornis in Messel gefunden. Historisch zählen Krokodile unter den amniotischen Landwirbeltieren zu den ältesten Funden aus Messel. Der erste Fund wurde 1875 geborgen und bereits 1877 wissenschaftlich beschrieben. Auch heute noch nimmt Messel eine zentrale Rolle in der Erforschung der Crocodyliformes ein, denn mit sieben bekannten Arten gibt es aus dem Känozoikum nirgendwo in der Nordhemisphäre eine größere Artenvielfalt und alle Hauptabstammungslinien aus dem Eozän Kontinentaleuropas sind hier vertreten. Die berühmtesten Funde jedoch, welche auch dem interessierten Laien durch spektakuläre Medienberichte bekannt sind, zählen zu den Säugetieren. Hier findet neben den berühmten Messeler Urpferdchen der Primatenfund Ida (Darwinius masillae) besondere Erwähnung. Die Erfolgsgeschichte der Säuger nach dem Aussterben der Dinosaurier ist in Messel jedoch mit weitaus mehr Gruppen belegt, welche Beuteltiere, Igel, Fledermäuse, Nagetiere, Paar- und Unpaarhufer sowie seltene Primatenfunde einschließen. Insbesondere die frühe Evolution der Plazentatiere ist in Messel sehr gut dokumentiert. Eine große Herausforderung bleibt jedoch die Eingliederung einiger ausgestorbener Arten in die Phylogenie, auch bei Fossilien von außerordentlicher Qualität. Dazu kann in Zukunft die Analyse fossiler Proteine beitragen.
Abschließend wird das Ökosystem Messel und dessen Artenvielfalt mit ein- drucksvollen Rekonstruktionen dargestellt und heutigen Maarseen gegenübergestellt, um die Bedeutung der Erforschung fossiler Lebensgemeinschaften in einem Treibhausklima auch im Hinblick auf die aktuelle Diskussion zum Klimawandel hervorzuheben.
Ein umfangreiches Literatur- und Inhaltsverzeichnis sowie eine Autorenliste sind am Ende des Buches zu finden. Hervorzuheben ist die gelungene Auswahl und hohe Qualität des Bildmaterials. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen allgemeinen Einführung und grau hinterlegte Textboxen werden in einzelnen Kapiteln genutzt, um zusätzliche Informationen zu geben oder auf besondere Aspekte hinzuweisen und diese unabhängig vom Haupttext näher zu erläutern.
Die englischsprachige Ausgabe ist eine direkte Übersetzung des deutschen Buches und eröffnet damit die Einzigartigkeit der Fossilfunde der Grube Messel einem weltweiten Leserkreis.
Zusammenfassend stellt das neue Messel-Buch in beiden Sprachen eine spannende Lektüre für Wissenschaftler und Laien dar, die dem Anspruch einer aktuellen Übersicht des Forschungsstandes der eozänen Fossillagerstätte Messel in allem gerecht wird. Lesenswert!

Annette E. Götz

Zentralblatt für Geologie und Paläontologie Teil II, 2018, 3/4

Bespr.: Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstforscher 65 (1+2) 2019 top ↑

Der vorliegende Band ist eine exquisit bebilderte Dokumentation der Fossilfundstelle Grube Messel bei Frankfurt am Main, verfasst von 28 international renommierten Spezialisten. Er gibt einen umfassenden Einblick zum gegenwärtigen Stand der Forschung über Klima und Struktur des fossilen Ökosystems der Grube Messel. Die Informationen entstammen der Untersuchung von Gesteinen, fossilen Pflanzen und Tieren. Der Fundort Messel ist ein tertiärer Maarsee, der vor über 48 Millionen Jahren im Zeitalter des Eozäns in einem subtropischen Archipel entstand.
Der außergewöhnlich gute Erhaltungszustand der Fossilien von Messel hat der Wissenschaft – und das in vielen Fällen zum ersten Mal – erlaubt, kleinste funktionale Details im Bauplan ausgestorbener Pflanzen und Tiere zu erkennen und zu beschreiben. Das Spektrum der Pflanzen reicht von einzelligen Grünalgen bis zu höheren Blütenpflanzen, das der Tiere von Süßwasserschwämmen, -schnecken und -krebsen über landbewohnende Spinnen und Insekten bis hin zu den Wirbeltieren. Fossilien von Fischen, Amphibien, Reptilien (vom Gecko bis zum Krokodil) sowie von Vögeln und Säugetieren vermitteln eine lebendige Vorstellung vom vergangenen Leben in und um den eozänen See. Die einzigartige Erhaltung reicht bis hin zu mikroskopisch kleinen Zellorganellen, den Melanosomen, die den Farbstoff Melanin enthalten und Rückschlüsse auf die einstige Farbe von Federn und Haaren erlauben.
Einführende Kapitel behandeln den Fundort Messel und seine konfliktreiche Sicherung in den 1980er Jahren, seine Entstehung als vulkanischer Maarsee, die Bedingungen der Einbettung und Erhaltung der Fossilien und die Geschichte der Entdeckung und Erforschung, seit das erste Fossil im Jahr 1876 entdeckt worden war. Die folgenden Kapitel behandeln die Messel-Flora und -Fauna, illustriert anhand ausgezeichneter Fotos. Sie umfassen Beschreibungen der paläontologischen Details der Messel-Fossilien, daraus abgeleitete Erkenntnisse zu ihrer Evolution und vergleichende Untersuchungen mit Fossilien anderer Fundorte.
Erstaunlicherweise sind Fledermäuse mit über 700 Individuen die häufigsten Säugetiere aus Messel. Warum ausgerechnet diese Gruppe in großem Umfang in den Seesedimenten eingebettet wurde, gibt bis heute Rätsel auf. Normalerweise werden Fledermausfossilien eher in Höhlen und Spalten gefunden, die auch in subtropischen Klimaten als Tagesquartiere genutzt werden. Bisher konnten sieben Arten beschrieben werden, die häufig mit vollständigen Skeletten, Körperumrissen und Mageninhalten erhalten sind. Anhand der Untersuchung dreidimensional erhaltener Gehörschnecken konnte nachgewiesen werden, dass sie bereits befähigt waren, mit Ultraschall-Echoortung auf nächtliche Insektenjagd auszufliegen. Die Flügelformen lassen Rückschlüsse auf Flugweisen und Jagdhabitate zu.
Das abschließende Kapitel präsentiert eine zusammenfassende Beschreibung der paläoökologischen Bedingungen (Klima, Umwelt, Bioten, Erzeuger und Verbraucher, Besetzung ökologischer Räume, ökologische Nischen) des Messel-Sees und seiner Ufer, die eine lebhafte Vorstellung des einstigen Ökosystems vermitteln.
Die umfassende Darstellung macht dieses Buch zur Standard-Referenz des Themas Messel für Wissenschaftler, während die aussagekräftigen Abbildungen von Flora und Fauna auch Fossilienenthusiasten, Fledermausforscher und andere Interessierte begeistern werden. Der Band ist in deutscher und englischer Sprache erschienen.

Friedhart Knolle und Hildegard Rupp

Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. Nr. 1+2/2019, Jg. 65

Bespr.: Jahreszeitschr. d. Freunde des Jura-Museums Eichstätt Nr. 36 (2020) top ↑

Großformatige, reichhaltig sowie prächtig bebilderte und von renommierten Wissenschaftlern verfasste Bild- und Textbände über die Weltnaturerbe-Fossillagerstätte Grube Messel wurden im „ARCHAEOPTERYX“ schon verschiedentlich vorgestellt, erinnert sei an „Messel - Ein Schaufenster in die Geschichte der Erde und des Lebens“ (1988) oder an „Messel – Ein Pompeji der Paläontologie“ (1998). Doch die Messelforschung schreitet mit erstaunlicher Geschwindigkeit vorwärts und eine große Anzahl wissenschaftlicher Publikationen deutscher und internationaler Messelforscher erbrachte in den letzten Jahrzehnten teils erstaunliche Forschungsergebnisse, die in der neuen Publikation vorgestellt werden. Beigetragen dazu haben nicht zuletzt neu in der Paläontologie etablierte Methoden, wie die 3D- Computertomographie zur zerstörungsfreien Analyse von Knochenstrukturen. Besonders beeindruckend ist auch die große Anzahl neuer Taxa aus dem ehemaligen tertiären Maarsee von Messel, die in Text und Bild eindrucksvoll vorgestellt werden.
28 international renommierte Spezialisten aus verschiedenen Forschungsdisziplinen bringen in dieser umfangreichen Dokumentation eine Zusammenfassung des gegenwärtigen wissenschaftlichen Standes zum ehemaligen Klima, zur Struktur des eozänen Ökosystems, zu den Sedimenten des Maarsees und seiner Entstehung sowie zu der geradezu überwältigenden Fülle an erhaltenen Überresten von Pflanzen, Wirbellosen und Wirbeltieren. Aufschlussreiche Grafiken, Lebensraumrekonstruktionen und eine Vielzahl ausgezeichneter Fotografien, alles in hervorragender Druckqualität, illustrieren die Textabschnitte. Diese genügen durchwegs wissenschaftlichen Ansprüchen, sind aber dabei immer noch sehr gut lesbar, ja bisweilen sogar ausgesprochen spannend.
Natürlich wird auch in dieser Publikation die Geschichte der Entdeckung und Erforschung der Messelfossilien, die bis ins Jahr 1876 zurückreicht, nicht ausgespart. Nach der Zeit des industriellen Ölschieferabbaus waren ab den 1970er Jahren sehr große Anstrengungen seitens von Bürgerinitiativen, Wissenschaftlern, Sammlern und einer für paläontologische Belange zunehmend aufgeschlossenen Öffentlichkeit erforderlich, bis eine in der Grube geplante Mülldeponie aufgegeben und die Grube Messel 1995 als geschützte Fossillagerstätte in die World Heritage List der UNESCO aufgenommen wurde. Die beiden folgenden Kapitel behandeln die Entstehung des Messel-Maares vor etwa 48 Millionen Jahren und befassen sich mit dem Paläoklima. Hierbei wird klar, dass der Messeler Ölschiefer ein einmaliges eozänes Klimaarchiv darstellt und ein tropisch/subtropisches Treibhausklima dokumentiert, mit hohen Niederschlägen und Jahresmitteltemperaturen von etwa 18–20 ° C. Inzwischen ist es möglich, anhand der Sedimentfolgen sehr geringe Zeitintervalle aufzulösen und darin Klimaschwankungen nachzuweisen, die auch in dem relativ ausgeglichenen Messeler Treibhausklima Auswirkungen auf die Vegetation hatten. Berechtigterweise titelt dieses Kapitel mit „Paläoklima – aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen“. Die nächsten Kapitel behandeln die Messeler Grabgemeinschaft und die bisweilen exzellente Fossilerhaltung einschließlich der Überlieferung von Farbmustern sowie Untersuchungs- und Präparationsverfahren an Messel-Fossilien.
Im Hauptteil des Buches werden in sieben Kapiteln die Messel-Flora und einzelne Tiergruppen wie Insekten, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere sehr detailreich vorgestellt und exzellent fotografisch dokumentiert. Insbesondere bei den Echsen, den teils mit Befiederung überlieferten Vögeln und manchen „mit Haut und Haar“ erhaltenen Säugetieren fällt die große Artenvielfalt und Formenfülle auf. Allein die Betrachtung der Fotos ist schon für jeden naturwissenschaftlich Interessierten, insbesondere aber für Fossilienfreunde, ein Hochgenuss.
Das abschließende Kapitel geht ein auf das Ökosystem Messel, beschreibt die damaligen terrestrischen und aquatischen Bedingungen und vergleicht sie mit heutigen Maarseen. Außerdem befasst es sich mit möglichen Ursachen für die große Artenvielfalt der Fossillagerstätte Messel. Klar wird aber auch, dass trotz der beeindruckenden Daten und Ergebnisse noch lange kein Schlussstrich gesetzt werden kann: Es besteht durchaus noch Forschungsbedarf und die Grube Messel wird noch für Generationen von Wissenschaftlern ein ergiebiges Forschungsfeld darstellen.
Das Literaturverzeichnis ist ausgesprochen umfangreich, wobei die zitierte Literatur den einzelnen Kapiteln zugeordnet ist. Eine Autorenliste mit Fotos macht mit den Vertretern der jeweiligen Forschungsdisziplinen bekannt. Insgesamt lässt „Messel – Ein fossiles Tropenökosystem“ nichts zu wünschen übrig und kann sowohl Wissenschaftlern als auch Laien vorbehaltlos empfohlen werden. Angesichts der hervorragenden Ausstattung ist der Preis erstaunlich günstig.
Die Grube Messel zählt ähnlich wie Solnhofen, Holzmaden oder Bundenbach (um nur einige zu nennen) zu den herausragenden Fossillagerstätten Deutschlands, die weltweit von großer Bedeutung sind. Insofern ist es voll berechtigt, ihre Einzigartigkeit auch einem weltweiten Leserkreis nahe zu bringen. Dem wurde mit einer englischsprachigen Ausgabe Rechnung getragen, die bezüglich Seitenzahl und Abbildungen identisch mit der deutschen Ausgabe ist.

Helmut Tischlinger

Jahreszeitschrift der Freunde des Jura-Museums Eichstätt Nr. 36 (2020), seite 82-83

Inhaltsverzeichnis top ↑

Stephan F. K. Schaal, Krister T. Smith, Jörg Habersetzer (Hrsg.)
MESSEL – ein fossiles Tropenökosystem

Inhalt
Widmung V
Grußworte VII
Vorwort X
Kapitel 1 Messel – bewegte Vergangenheit, spannende Zukunft 1
Kapitel 2 Die Entstehung des Messel-Maares 7
Der Vulkan und das Maar von Messel 8
Fast weg: Die Obere Messel-Formation 9
Die ölschieferhaltige Mittlere Messel-Formation 9
Sand und Asche: Die Untere Messel-Formation 11
Wie sah das Messel-Maar aus? 12
Die Geschichte des Kraters 13
Kapitel 3 Paläoklima – aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen 17
Pollen und Sporen – Blütenstaub dokumentiert Klimaschwankungen 18
Warven – „Jahresringe“ im Seesediment 20
Der Ölschiefer – Ein einmaliges eozänes Klimaarchiv 21
Kapitel 4 Im Tod vereint – die Messeler Grabgemeinschaft 25
Die Krümmung (mit) der Zeit 26
Das Fledermaus-Rätsel 28
Fossile Farberhaltung 30
Todesursache: unbekannt 32
Kapitel 5 Messelforschung – Methoden und Begriffe 35
Graben, Sichern, Präparieren 35
Untersuchung mit Röntgenverfahren und Elektronenmikroskopie 37
Abstammungs- und Verwandtschafts verhältnisse 38
Artenvielfalt, mathematisch erfasst 40
Kapitel 6 Die fossile Flora von Messel 43
Bearbeitungsgeschichte 43
Erhaltungszustand der Pflanzenreste 46
Systematik der Flora 48
Algen, Moose, Farne 48
Nacktsamer oder Gymnospermen 50
Ursprüngliche Blütenpflanzen oder basale Angiospermen 51
Einkeimblättrige Blütenpflanzen oder Monokotyledonen 52
Höhere Blütenpflanzen oder Eudikotyledonen 54
Die Vegetation um den Maarsee 59
Kapitel 7 Juwelen im Ölschiefer – Insekten und andere Wirbellose 63
Schwämme (Porifera) 64
Paläobiogeografie und Paläoumwelt 65
Weichtiere (Mollusca) 65
Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae) 66
Tellerschnecken (Planorbidae) 66
Gliederfüßer (Arthropoda) 66
Webspinnen (Araneae) 67
Weberknechte (Opiliones) 69
Krebse (Crustacea) 69
Wasserflöhe (Cladocera) 69
Muschelkrebse (Ostracoda) 69
Zehnfußkrebse (Decapoda) 69
Insekten (Insecta, Hexapoda) 70
Häufigkeit der verschiedenen Insektengruppen in Messel 71
Eintagsfliegen (Ephemeroptera) 72
Libellen (Odonata) 72
Steinfliegen (Plecoptera) 72
Ohrwürmer (Dermaptera) 73
Heuschrecken (Orthoptera) 74
Gespenstschrecken (Phasmatodea) 74
Schaben und Termiten (Blattodea) 74
Thripse (Thysanoptera) 75
Zikaden (Auchenorrhyncha) 76
Pflanzenläuse (Sternorrhyncha) 76
Wanzen (Heteroptera) 77
Hautflügler (Hymenoptera): Pflanzenwespen, Parasiten 79
Hautflügler (Hymenoptera): Bienen und Wespen 82
Hautflügler (Hymenoptera): Ameisen 84
Netzflügler (Neuroptera) 88
Fächerflügler (Strepsiptera) 89
Käfer (Coleoptera): Ursprüngliche Gruppen 90
Käfer (Coleoptera): Kurzflügler, Wasserbewohner und andere prächtige Käfer 91
Käfer (Coleoptera): Diverse Pflanzenfresser 95
Köcherfliegen (Trichoptera) 96
Schmetterlinge (Lepidoptera) 99
Mücken und Fliegen (Diptera) 100
Schnabelfliegen (Mecoptera) 101
Paläobiogeografie der Messel- Insekten 101
Kapitel 8 Strahlenflosser – die Fische im Messel-See 105
Das Artenspektrum 105
Paläobiologie 108
Paläogeografie 110
Kapitel 9 Amphibien in Messel – zu Wasser und zu Lande 113
Froschfauna 113
Landlebend: Eopelobates wagneri 113
Wasserlebend: Palaeobatrachus tobieni 114
Lutetiobatrachus gracilis, ein noch wenig beschriebenes Blatt 117
Salamander 117
Kapitel 10 Amnioten – Säuger, Vögel und Reptilien 121
Kapitel 10.1 Echsen und Schlangen – Wärmeliebende Sonnenanbeter 123
Der Messel-Gecko 123
Die Großkopfechse Ornatocephalus 124
Lacertiformes: Der frühe Erfolg 125
Leguanartige: Einwanderer aus der Neuen Welt 132
Schleichen im Unterholz 134
Eurheloderma: Eine frühe Krustenechse 136
Die amphibischen Krokodilschwanzechsen 138
Necrosaurier: Die „Todesechsen“ 139
Kleine und große Boas 140
Palaeopython 144
Die Vergesellschaftung der Squamaten 145
Kapitel 10.2 Schildkröten – gepanzerte Überlebenskünstler 149
Die Sumpfschildkröte Palaeoemys messeliana 151
Die Halswender-Schildkröte Neochelys franzeni 153
Unzertrennlich: Die Pärchen von Allaeochelys crassesculpta 154
Die Weichschildkröte Palaeoamyda messeliana 154
Kapitel 10.3 Crocodyliformes – große Klappe, viel dahinter 159
Diplocynodon darwini 159
Diplocynodon deponiae 160
Hassiacosuchus haupti 160
Asiatosuchus germanicus 164
Tomistominae 164
Boverisuchus magnifrons 165
Bergisuchus dietrichbergi 166
Die Gemeinschaft der Crocodyliformes 167
Kapitel 11 Vögel – die artenreichste Wirbeltiergruppe in Messel 169
Große Laufvögel und andere terrestrische Arten 170
Die palaeognathen Vögel im Wald von Messel 171
Gastornithidae 174
Der Hühnervogel Paraortygoides 174
Seriemas 174
Strigogyps 176
Die Messelralle 177
Das Vogelleben am Wasser 181
Die Insektenjäger 182
Die Schwalmartigen 182
Segler und frühe Kolibrivorfahren 185
Der Segler Scaniacypselus 186
Der Kolibri-Urahn Parargornis 187
Die baumbewohnenden Vögel des Messel-Urwaldes 188
Eine Vielfalt an Mausvögeln 190
Papageien und Sperlingsvögel 194
Überraschende Verwandtschaftsbeziehungen 195
Trogone und rackenartige Vögel 199
Trogone 199
Die Messelhopfe 200
Rackenvögel 200
Eisvogel- und Spechtartige 203
Einige Rätselvögel 204
Biogeografische Beziehungen 206
Messel- Vögel und tropische Avifaunen 209
Was noch gefunden werden kann 211
Kapitel 12 Säugetiere – eine weitere Erfolgsgeschichte 215
Kapitel 12.1 Beuteltiere – eine Überraschung in Messel 217
Anatomie und Morphologie 217
Paläoökologie 219
Evolution und Biogeografie der Beuteltiere von Messel 221
Kapitel 12.2 Vier ursprüngliche, aber hoch spezialisierte Säugetiere 223
Systematik 223
Die erstaunlichen Anpassungen von Leptictidium 224
Der Fischräuber Buxolestes 227
Der Baumkletterer Kopidodon macrognathus 229
Der Langfinger Heterohyus nanus 231
Paläobiogeografie 232
Kapitel 12.3 Mit oder ohne Stacheln – die Igel-Verwandten 235
Ein fischliebender Igel 236
Macrocranion tenerum: Der kleinste Lipotyphle aus Messel 237
Der dickköpfige Igel mit Schuppenschwanz 238
Paläobiogeografie und Paläoumwelt 239
Kapitel 12.4 Primaten – eine Seltenheit in Messel 241
Die ersten Funde 242
Ida, die kleine Diva von Messel 244
Die weiteren Funde 246
Kapitel 12.5 Fledermäuse – nächtliche Jäger mit Echoortung 249
Die Fledermäuse am Messel-See 249
Flügelformen und Jagdweisen 250
Mageninhalte 251
Was die Gehörschnecken verraten 254
Die Evolution der Echoortung 257
Eozäne Fledermausarten weltweit 261
Kapitel 12.6 Nagetiere – Erfolgsgeschichte mit Biss 263
Systematik der Nagetiere 263
Der große Blattfresser Ailuravus 265
Der kurzbeinige Kletterer Masillamys 266
Hartenbergeromys: Ein noch rätselhafter Nager 267
Eogliravus: Der älteste Schläfer 267
Paläobiogeografie und Paläoumwelt 268
Kapitel 12.7 Ferae – Tiere, die andere Tiere fressen 271
Systematik der Raubtier- und Schuppentierartigen 271
Lesmesodon: Das Scheinraubtier aus Messel 272
Paroodectes feisti: Ein agiler Kletterer 274
Messelogale kessleri: Ein kleiner Räuber 276
Eomanis waldi: Das älteste Schuppentier 277
Euromanis krebsi: Der kopflose Ameisenfresser 279
Eurotamandua joresi: Ein fraglicher Südamerikaner 281
Paleogeografie 283
Kapitel 12.8 Das Aufkommen der Paarhufer 285
Messelobunodon: Ein ursprünglicher Paarhufer 285
Aumelasia: Ein französischer Cousin 287
Eurodexis: Der kleinste Paarhufer aus Messel 288
Masillabune: Ein robuster Pflanzenfresser 289
Paläogeografie und Paläoumwelt 290
Kapitel 12.9 Unpaarhufer – Urpferde und Tapirartige 293
Die Urpferde (Equoidea) 293
Lebensweise der Urpferde 295
Vom Blatt- zum Grasfresser 298
Die Tapirartigen (Tapiromorpha) 299
Kapitel 13 Das Ökosystem Messel 303
Topographie und Chemie des Messel-Sees 303
Das aquatische Ökosystem 304
Das Ufer und mögliche Zuflüsse 305
Das terrestrische Ökosystem 307
Mögliche Ursachen für die große Artenvielfalt in Messel 309
Die Rolle von räumlichen und zeitlichen Nischen 311
Ausblick 313
Literatur 315
Autorenliste 339
Index 343
Danksagung und Abbildungsnachweis 349