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(erstellt: Januar 2021)

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1. Terminologie

Im Hebräischen wird „wachsen“ vor allem mit dem Verb צמח ṣāmaḥ ausgedrückt, im Neuen Testament steht dafür αὐξάνω auxanō.

2. Wachsen in der Natur und beim Menschen

Mit dem Begriff „wachsen“ werden natürliche Vorgänge verschiedenster Art bezeichnet, so zunächst das Wachsen verschiedener Pflanzen (z.B. Gras: Hiob 38,27; Ps 104,14; Senfkorn: Lk 13,19; Weinstock: Ez 17,6; Bäume: Jes 44,14). Das Wachsen der Pflanzen setzt ein Schöpfungstun Gottes voraus (Gen 2,9), der Regen sendet und Gras sprossen lässt (Ps 104,14; Ps 147,8; vgl. Hi 38,27), ja der die Gewächse segnet (Ps 65,11).

Auch andere Größen können wachsen, so → Haare (Lev 13,37; Ri 16,22; Ez 16,7) oder der → Bart (2Sam 10,5) oder auch → Haut, die heilt (Jes 58,8). An anderer Stelle steht „wachsen“ für „zahlreich werden“, z.B. des Volkes (Ps 105,24; Jer 23,3; Apg 7,17). Auf das Heranwachsen von Menschen beziehen sich Lk 1,80 und Lk 2,40.

3. Metaphorik

Häufig greift die Bildsprache auf die natürlichen Wachstumserscheinungen in der Pflanzenwelt zurück und setzt sie in Bezug zur Königsherrschaft Gottes (vgl. die Wachstumsgleichnisse Mk 4,8; Mt 13,32; Lk 13,19 u.ö.). Das Volk Israel soll kräftig wachsen wie Bäume, die am Wasser besonders gut gedeihen (Jes 44,4). Und die Pracht Jerusalems gleicht dem aufsprossenden Gewächs (Ez 16,7).

Wie die Erde das Gewächs aufwachsen lässt, so wird JHWH seine Gerechtigkeit sprossen lassen (Jes 61,11; vgl. Jes 55,10 bezogen auf die Wirkung des Wortes Gottes). Der Vergleich des Gerechten mit einer → Palme bzw. einer → Zeder vom Libanon, Ps 92,13, bezieht sich dagegen auf den hohen Wuchs und die Lebensdauer. Das Leben und Sterben von Menschen gleicht nach Sir 14,18 (Lutherbibel: Sir 14,19) den Blättern eines Baumes: Die einen Blätter fallen ab, andere wachsen nach. Hi 5,6 betont, dass Unheil nicht aus dem Boden wächst, sondern seine Ursache im Menschen hat. Als Zeichen des mit Verwüstung und Zerstörung einhergehenden Gerichts, das auch alles Gewächs umfasst (Gen 19,25), ist ein Wachstum der Pflanzen nicht mehr möglich (Dtn 29,22; vgl, Ez 17,9). Das → Horn, das JHWH David wachsen lässt, steht für Kraft und Stärke, ja evtl. für den König selbst (Ps 132,17; vgl. Ez 29,21). Und צֶמַח ṣæmaḥ „Gewächs / Spross / Reis“ (→ Reis) wird geradezu zu einem messianischen Titel (Jer 23,5; Jer 33,15; Sach 3,8; Sach 6,12-13; → Messias).

„Wachsen“ steht ferner für die Zunahme von Treue und Gerechtigkeit (Ps 85,12) oder auch für das Starkwerden des Neuen bei → Deuterojesaja (Jes 42,9; Jes 43,19; vgl. Sach 6,12), für die Verbreitung von Heil und Gerechtigkeit (Jes 45,8), im Neuen Testament für die Ausbreitung des Wortes Gottes (Apg 12,24; vgl. Apg 6,7; Kol 1,6.10), durch das der Glaubende geistlich wächst wie der Säugling leiblich durch die Milch (1Petr 2,2), für die Vermehrung der Erkenntnis Gottes (Kol 1,10; 2Petr 3,18), der Früchte der Gerechtigkeit (2Kor 9,10) oder des Glaubens der Gemeinde (2Kor 10,15; 2Thess 1,3), die von Gott gewirkt wird (1Kor 3,6f), und für deren Ausrichtung auf Christus (Eph 4,15f). Die Gemeinde kann auch mit einem wachsenden Bau verglichen werden, in dem Gott wohnt (Eph 2,21). Auch der Leib Christi ist in ständigem, von Gott bestimmtem Wachstum begriffen (Kol 2,19; Eph 4,16). Joh 3,30 schließlich betont, dass Jesu Stellung wachsen und zunehmen, die Johannes des Täufers aber abnehmen wird.

Literaturverzeichnis

  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973-2015
  • Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament, 4. Aufl., Wuppertal 1977
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 6. Aufl., München / Zürich 2004
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

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